Robert Dahl stellt sich seiner Familiengeschichte: Neue Erkenntnisse zur NS-Vergangenheit seines Großvaters mit Bezug zu polnischen ZwangsarbeiterInnen 

Die Zeit des Nationalsozialismus ist ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, sich dieser Vergangenheit mit Transparenz, Aufrichtigkeit und dem festen Willen zur Aufarbeitung zu stellen. Natürlich tragen die Enkel nicht die Schuld für das, was ihre Großeltern getan haben. Doch wir haben die Verantwortung, uns der Vergangenheit zu stellen und damit offen umzugehen. 

Durch die Recherchen eines Journalisten der BILD-Zeitung, Hans-Wilhelm Saure, wurde bekannt, dass Karl Dahl, der Großvater von Robert Dahl, Mitglied der NSDAP war. Zudem gab es auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie während des Zweiten Weltkriegs drei ZwangsarbeiterInnen: eine Mutter mit ihrer Tochter sowie einen Mann.  

Robert Dahl hat mit Bekanntwerden dieser Recherche begonnen, sich mit der Geschichte seiner Familie intensiv auseinanderzusetzen und aktiv zur Aufarbeitung beizutragen. Er hat bereits erste Schritte unternommen, um Kontakt zu den Nachfahren der betroffenen ZwangsarbeiterInnen aufzunehmen. Einer dieser Nachkommen ist Adam, ein 51-jähriger Pole aus Masuren. Er ist der Enkel einer der Frauen, die damals auf dem Hof der Familie Dahl arbeiten mussten. Mittlerweile ist es zu einer ersten persönlichen Kontaktaufnahme zwischen Robert Dahl und Adam gekommen.  

Angesichts der neuen Erkenntnisse über seine Familiengeschichte stellt Robert Dahl auf der Webseite seines Unternehmens klar, dass er sich seit der Gründung von Karls Erlebnis-Dorf im Jahr 1993 für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben einsetzt. Sein Unternehmen stehe für Menschlichkeit, Offenheit und ein Miteinander, das Herkunft, Religion oder kulturelle Unterschiede überwindet. Dahl selbst spricht Polnisch und besucht das Nachbarland regelmäßig. Den Austausch mit Polen und die Verständigung hat er über viele Jahre im Rahmen zahlreicher Initiativen zur Stärkung der Beziehungen zwischen beiden Ländern gemeinsam mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Mecklenburg-Vorpommern (DPG in MV) unterstützt.  „Wir begrüßen es sehr, dass Robert Dahl die Aufarbeitung der Geschichte seines Unternehmens offensiv angeht. Diese Haltung ist ein wichtiger Beitrag auch zur gemeinsamen Geschichtsschreibung zwischen Deutschland und Polen”, so der Vorstand der DPG in MV.  Der Unternehmer möchte einen unabhängigen Historiker beauftragen, um die Vergangenheit seiner Familie weiter zu erforschen und die historischen Zusammenhänge detailliert aufzuarbeiten. Eine umfassende Untersuchung soll die genauen Umstände dieser Zeit klären. „Wir können die Vergangenheit nicht ändern“, so Dr. Marek Fiałek, Vorsitzender der DPG in MV, „aber wir müssen aus ihr lernen und Verantwortung übernehmen.“ 

Deutsch-Polnische Gesellschaft Mecklenburg-Vorpommern feiert 30-jähriges Bestehen 

Am 14. September 2024 fand im Altstädtischen Rathaus in Schwerin das 30-jährige Jubiläum der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Mecklenburg-Vorpommern e. V. statt. Die Veranstaltung stand im Zeichen der langjährigen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen und betonte die große Bedeutung der deutsch-polnischen Völkerverständigung für die europäische Idee.

Die Feierlichkeiten wurden von hochrangigen Vertretern aus Politik und Gesellschaft begleitet. Grußworte an die Gäste richteten Sebastian Ehlers, Stadtpräsident der Landeshauptstadt Schwerin, Heiko Miraß, Parlamentarischer Staatssekretär für Vorpommern und das östliche Mecklenburg, Siegfried Wack, Gründer und Ehrenvorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft, sowie Dr. Marek Fiałek, derzeitiger Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft in Mecklenburg-Vorpommern.

Ein Blick zurück auf 30 Jahre Engagement

Die Gründung der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Mecklenburg-Vorpommern jährt sich in diesem Jahr zum 30. Mal. 1994 in Ueckermünde ins Leben gerufen, hat sich der Verein in den vergangenen drei Jahrzehnten mit unzähligen Begegnungen, Konferenzen, Kulturveranstaltungen und Austauschprogrammen für die Vertiefung der deutsch-polnischen Beziehungen stark gemacht.

„In diesen 30 Jahren haben wir gemeinsam gefeiert, diskutiert, voneinander gelernt – und manchmal auch miteinander gerungen“, betonte Dr. Marek Fiałek in seiner Ansprache. „Gerade in einer Zeit, die von politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen in Europa geprägt ist, ist es wichtig, den Dialog weiterzuführen und die Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern zu stärken.“

Ein Programm voller Kultur und Austausch

Das Programm der Jubiläumsfeier bot neben den Grußworten eine Lesung des renommierten Autors Matthias Kneip, der aus seinem Buch „Darüber lacht Polen“ las, sowie ein Konzert des polnischen Musikers Hubert Szczęsny. Beide Programmpunkte verdeutlichten die kulturelle Vielfalt, die das deutsch-polnische Verhältnis prägt.

Ehrungen für herausragendes Engagement

Während der Veranstaltung wurden mehrere Persönlichkeiten für ihr langjähriges Engagement in der Deutsch-Polnischen Gesellschaft geehrt. Zu den Geehrten gehörten Siegfried Wack, der den Verein mehrere Jahre als Vorsitzender leitete, sowie Bärbel Saß, die über viele Jahre die Geschäfte des Vereins führte. Auch Mariola Brandt, Jurek Sobolewski, Waldemar Okon, Norbert Winkler, Katarzyna Werth und Malgorzata Schade wurden für ihre Verdienste ausgezeichnet.

Ein besonderer Dank galt Katarzyna Bytyn-Rechner, Sylwia Kowalewska und der Vereinssektion Schwerin, die die Jubiläumsveranstaltung mit viel Engagement vorbereitet hatten.

Ein starkes Signal für die Zukunft

Ein wichtiges Thema der Veranstaltung war die Bedeutung der Nachbarsprache, die mehrfach hervorgehoben wurde. Zudem wurde an den Zusammenschluss der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mit der DPG Vorpommern zu Beginn dieses Jahres erinnert – ein weiterer Schritt, um den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zu stärken.

„Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass der Austausch zwischen unseren Ländern und Kulturen nicht abreißt“, betonte Dr. Marek Fiałek. „Unser Ziel ist es, Brücken zu bauen – zwischen Generationen, zwischen städtischen und ländlichen Regionen, zwischen Wirtschaft und Kultur.“

Zum Abschluss der Veranstaltung blickten die Teilnehmenden hoffnungsvoll in die Zukunft: Auf weitere 30 Jahre erfolgreicher deutsch-polnischer Zusammenarbeit!

Auf der Mitgliederversammlung in Rostock wurde am 06. Juli 2024 der Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft in Mecklenburg-Vorpommern (DPG) neu gewählt

Zum ersten Vorsitzenden der DPG in M-V wurde der frühere Vorsitzende der DPG Vorpommern Dr. Marek Fiałek (Greifswald) gewählt. Der Vorstand der DPG mit Dr. Marek Fiałek als Vorsitzendem, der parallel dazu im Vorstand des polenmARkTs, dem Festival für polnische Kultur in Greifswald aktiv ist, Jerzy Sobolewski (Stellvertr. Vorsitzender, Rostock), Barbara Drath (Stellvertr. Vorsitzende, Stralsund), Mariola Brandt (Schatzmeisterin, Rostock), Waldemar Okon (Schriftführer, Greifswald) setzt auf eine gelebte Partnerschaft und erlebte Freundschaft zwischen Polen und Deutschland.

Die DPG in M-V e.V. setzt sich intensiv für das Zusammenwachsen der deutsch-polnischen Grenzregion ein. Ziel ist die Förderung der Verständigung zwischen den Menschen der Republik Polen und der Bundesrepublik Deutschland. Die Beziehungen der Grenzregion werden durch eine intensive Zusammenarbeit in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens gestärkt. Die DPG in M-V steht für die Überwindung der sprachlichen Barrieren, die Unterstützung der nachbarschaftlichen Kontakte auf kultureller, wirtschaftlicher und politischer Ebene sowie im Bereich der Jugend- und Bildungsarbeit.  Das Fundament der Arbeit der DPG ist die aktive Einbeziehung und das Engagement der Menschen in dieser grenzübergreifenden Region. Dabei sind alle Interessierten herzlich eingeladen, sich in und für unsere Grenzregion zu engagieren.

Im September 2024 feiert die DPG M-V ihr 30-jähriges Bestehen.