Dissertation zur Rolle der Bevölkerung im nördlichen deutsch- polnischen Grenzraum

Greifswald. Im Georaphischen Institut der Universität Greifswald wurde am 12. Februar 2004 eine Doktorarbeit verteidigt, die anhand von wissenschaftlichen Untersuchungen erstmalig analysiert, inwieweit die ortsansässige Bevölkerung die Prozesse von Transformation und EU-Osterweiterung mit trägt.

Gutachter Prof. Steingrube von der Universität Greifswald und Prof. Dutkowski von der Universität Szczecin sowie die Kommission bestätigten Doktorandin Birgit Deckers ein „Sehr Gut“ für ihre Dissertation zum Thema: „Die raumstrukturelle Wirkung von Transformation und EU-Osterweiterung“. Anhand von Untersuchungsergebnissen im östlichen Vorpommern und westlichen Teilen der Wojewodschaft Westpommern werden in dieser Doktorarbeit Entwicklungsrisiken und –potentiale abgeleitet. Dabei wird festgestellt, dass die Bildung einer gemeinsamen (Euro-)Region bislang wenig erfolgreich war, was u. a. auf eine geringe Entwicklung der Zivilgesellschaft und fehlendes soziales Potential  zurückzuführen sei. Außerdem seien Organisationsstrukturen in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit anzutreffen, die sich teilweise überlagern oder miteinander konkurrieren, so das Fazit in den Ausführungen.

Als Handlungsoptionen für Vorpommern wird vor allem die Herausbildung des Human- und Sozialkapitals durch Bildung und Information empfohlen, um ein regionales Selbstbewusstsein zu formen. Neue Ansätze in der Regionalpolitik seien notwendig, bei denen mehr auf Menschen gesetzt wird. „Weiche Faktoren“ müssten gezielter durch die Politik Beachtung finden, denn die Menschen der Region müssen bereit sein, die Entwicklung mit zu tragen. Zur Intensivierung der Kontakte sei eine bessere Kommunikationsfähigkeit durch Erlernung der polnischen Sprache notwendig und der Öffentlichkeitsarbeit der Lobbyisten müsse ein höherer Stellenwert beigemessen werden.

Eine besondere Rolle wird bei all diesen Prozessen vor allem den Medien zugeordnet, da sie maßgeblich die öffentliche Meinung bestimmen. „Für Vorpommern insgesamt ist eine Stärkung nach innen und eine gezielte Orientierung nach außen erforderlich…“ , so Doktorandin Birgit Deckers abschließend in einer Zusammenfassung ihrer Dissertation.

Ein Jahr Deutsch-Polnische Gesellschaft Vorpommern e. V.

Greifswald. Am 18. Januar 2003 kann die Deutsch-Polnische Gesellschaft Vorpommern e. V. auf ein erfolgreiches Jahr. zurückblicken. Seit der Gründung, eines eigenständigen Vereins wurden in ehrenamtlicher Arbeit vielfältige Projekte, Veranstaltungen und Konferenzen organisiert sowie Grundlagen für einen gut funktionierenden Verein geschaffen. Mit ihrer konkreten Arbeit verfolgten die Mitglieder der Gesellschaft vor allem das Ziel, den Menschen in Vorpommern den polnischen Nachbarn näher zu bringen und durch Informationsaustausch und Koordinierung eine breite Lobby für deutsch-polnische Zusammenarbeit in der Grenzregion zu schaffen.

Neben Veranstaltungen zu „Swinemünde“ und zur „Kultur“ mit dem Stettiner Verein „Salon Szczecinski“ gab es einen Workshop zu Fördermitteln und einen interessanten Stammtisch zu „Radio Pomerania“. Im Ergebnis einer zweitägigen Konferenz über Koordinierung entstand ein Projekt zur Vernetzung grenzüberschreitender Zusammenarbeit , das in diesem Jahr mit Unterstützung von Vertretern aller Kreise und Städte Vorpommerns verwirklicht wird.

Die deutsch-polnische Journalistentagung im November 2002 machte auf die Verbesserung grenzüberschreitender Berichterstattung aufmerksam, wobei bereits auch gute Erfahrungen ausgetauscht werden konnten. Von der DPG Vorpommern e. V. wurde anlässlich der Präsentation Westpommerns in M-V erstmalig eine deutsch-polnische Broschüre über Greifswald herausgegeben.

Regelmäßige Presseberichte über konkrete Arbeit erbrachten Dank Unterstützung der regionalen Presse ein 26-seitiges Medienecho des Vereins. Vertreter des Vereins nahmen am Deutsch-Polnischen Kongreß in Frankfurt/Main sowie an Konferenzen und Veranstaltungen zur EU-Osterweiterung teil. Gute Zusammenarbeit mit anderen DPG, besonders mit der DPG Rostock und der DPG in M-V wurden durch Teilnahme an Veranstaltungen und gegenseitigen Informationsaustausch angestrebt.

Anspruchsvolle Veranstaltungen und Projekte für das Jahr 2003 sind bereits in Vorbereitung. So werden neben Projekten in einzelnen Arbeitskreisen ein „Internet-Pool zur regionalen Vernetzung deutsch-polnischer Aktivitäten“ und eine deutsch-polnische Broschüre über Ostvorpommern erarbeitet. Exkursionen nach Szczecin und Swinoujscie sind ebenso geplant, wie eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Literatursalon Greifswald und dem „Salon Szczecinski“. Für Mai und September 2003 werden eine Tagung zur „Entwicklung einer EU-Bürgergesellschaft“ und eine „Regionalkonferenz Pommern“ vorbereitet. Ein besonderes Anliegen der DPG Vorpommern ist die Etablierung eines Zentrums für Europäische Integration, um als Kompetenzzentrum besonders den Bürgern der Grenzregion professionell zur Seite zu stehen.

„Wissen Nachbarn genug voneinander?“

Tagung polnischer und deutscher Journalisten

Greifswald. Zu einer Diskussionsrunde über grenzüberschreitende Berichterstattung und Informationsaustausch trafen sich 30 polnische und deutsche Journalisten, Meinungsforscher und Interessenten am 14. November 2002 im Wiecker Restaurant „Zur Fähre“. Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Vorpommern e. V. hatte mit Unterstützung des Bundespresseamtes und der Deutschen Gesellschaft zu dieser Veranstaltung eingeladen, um das Wissen und die Kenntnisse der Menschen in der Grenzregion übereinander durch Berichterstattung in den Medien zu erhöhen.

Neben Vertretern des Stettiner Fernsehens, des „Kurier Szczecinski“ und des Swinemünder „Wyspiarz“ (Insulaner) nahmen u. a. der Chefredakteur des „Nordkurier“, Dr. Andre Uzulis, die Redakteurin der Ostsee-Zeitung Wolgast, Ingrid Nadler, Studioleiter Stefan Horn vom Greifswalder NDR-Studio sowie Vertreter von Greifswald TV teil. Zur Einführung stellten der polnische Soziologe Dr. Andrzej Michalak und der deutsche Meinungsforscher Dr. Richard Koch die Einstellung der polnischen und deutschen Bevölkerung zur EU-Osterweiterung vor. Dabei bewiesen die Zahlen von Untersuchungen, dass es beiderseits der Grenze nicht geringe Vorbehalte zur EU-Osterweiterung gibt.

In einer anschließenden Podiumsdiskussion wurden Erfahrungen der Zusammenarbeit dargelegt und Beispiele grenzüberschreitender Berichterstattung erläutert. Es wurde u. a. über ständige Artikelserien zu aktuellen und speziellen Themen des Nachbarlandes im „Nordkurier“, über die deutsch-polnische Sendung „Radio Pomerania“ und den Austausch von Informationen zwischen der Wolgaster Ostsee-Zeitung und dem Swinemünder „Wyspiarz“ berichtet.

Der Vertreter des „Kurier Szczecinski“, Bogdan Twardochleb, unterstrich die gute Zusammenarbeit mit Journalisten des „Nordkurier“. Der Fernsehjournalist, Grzegorz Fedorowski, aus Stettin stellte fest, dass Anzahl und Dauer von Sendungen über den Nachbarn nicht ausreichen, um dem gesellschaftlichen Auftrag der Medien für die europäische Integration gerecht zu werden. Er übergab eine zweisprachige Übersicht der Programme im Stettiner Fernsehen zur deutsch-polnischen Thematik.

Als wichtigste Voraussetzung für Informationsaustausch wurde die Sprachbeherrschung genannt. Hierbei gibt es nach wie vor große Defizite, obgleich inzwischen viele gut qualifizierte junge Polinnen und Polen in der Grenzregion für Abhilfe sorgen und die Zahl der reiferen Polnischschüler in Kursen auf deutscher Seite ständig wächst. Trotz Erweiterung der Berichterstattung einzelner Medien musste am Ende der sehr engagiert geführten Diskussionsrunde festgestellt werden, dass im Hinblick der nahen Aufnahme Polens in die EU die grenzüberschreitende Berichterstattung und der Informationsaustausch insgesamt nicht ausreichen. Für wachsende Informiertheit über den Nachbarn müssten auch Kommunen und Verwaltungen einen Beitrag leisten.